“Book Descriptions: «Eine Liebesgeschichte in Tagebuchform mit eingestreuten Gedichten. Nichts Besonderes also? ‹Liebesgeschichten›, ‹Liebesromane›, glückliche und unglückliche, von Frauen geschrieben, gibt es viele... Aber der ‹Märchenprinz› rangiert seit Monaten auf einem Spitzenplatz der unveröffentlichten Szene-Bestseller Liste... Ganz unromantisch findet Svende ihren ‹Märchenprinzen› über eine Kontaktanzeige in einem Hamburger Stadtmagazin: ‹Linke Frau, 24, möchte gerne unmännliche Männer, gerne jünger, kennenlernen.› Mit einem Gedicht meldet sich Arne, 26 Jahre, autonomer Anti-AKW-Kämpfer. Nach zwei traumhaften Wochen häufen sich die Situationen, in denen Arne gemeinsam Erlebtes ‹etwas anders› sieht. Svende ist irritiert, frustriert, fühlt sich in ihrer Zuneigung zurückgewiesen, schwankt zwischen der Klassifizierung als ‹Schwein› und Schuldgefühlen, schon wieder etwas falsch gemacht zu haben. Lange noch bemüht sie sich um den mehr und mehr den Macker enthüllenden Mann, doch es bleibt bei unverfänglichen Berührungen, abgekühlten Situationen am Kneipentisch...
Svende Merian hat ein Thema behandelt, das viele Frauen (und auch Männer!) angeht: Das Bild, den Traum, die Illusion des ‹Märchenprinzen› (der ‹Märchenprinzessin›), der (die) eines Tages plötzlich da ist, lang gehegte kindliche Wunschbilder, Märchenvorstellungen endlich erfüllt. Wunschbilder, die sich, auf den wirklichen Menschen gewendet, als erdrückende Klischees erweisen. So legt das Buch unausgesprochen nahe, daß Arne gar nicht anders kann, als sich entziehen - ständig angesprochen auf das Wunschbild im Kopf der Frau, den unproblematischen ‹Märchenprinzen› (so werden zum Beispiel die langen Jahre Heimerfahrung, die er hinter sich hat, kaum wahrgenommen). Andererseits hat die Frau (Svende) bestimmte (berechtigte!) Erwartungen an den Mann, die auf Grund seiner offensichtlichen Kommunikationsunfähigkeit - sobald er selbst mit seinen Ansichten, seinem Verhalten auf dem Prüfstein steht - ins Aus laufen...
Ich glaube nicht, daß der Tod des Märchenprinzen nur Frauen (oder Männer) einer ganz bestimmten sozialen Gruppe oder Schicht, schlicht die ‹Szene›, anspricht. Was da so ungeschminkt und bisweilen unbeholfen ans Licht der ‹großen Öffentlichkeit› gezerrt wird, trifft auch die sogenannten ‹normalen› Beziehungen, Ehen. Da ist der ‹Typ› dann eben kein autonomer Anti-AKW-Kämpfer, sondern Verwaltungsangestellter in aufstrebender Position - aber was macht da den ‹großen Unterschied›?» --Ute Büsing in «Zitty»